Im Alten Ägypten war das Gewinnen von Düften aus Pflanzen eine hohe Kunst. Während die einfache Bevölkerung Salben und Tinkturen durch das Auspressen von Pflanzen und deren Bindung mit Alkohol gewann, waren die Priester und Meisterparfümeure für das Herstellen ritueller Düfte verantwortlich. Diese spielten sowohl für die kultische Verehrung der Götterbilder, als auch für die Einbalsamierung der Toten eine zentrale Rolle. Diese heilige Tätigkeit gehörte daher zum Aufgabenbereich jener Personen, die in einer engen Verbindung zum Kult und zur Götterwelt standen.
Bei den Ritualen standen anfangs die Gerüche und anregenden Wirkungen von Weihrauch, Wacholder und Zypergras im Vordergrund – als Öle oder Duftstoffe. Tausende Jahre später ist die Zusammensetzung dieser rituellen Düfte für die Altertumsforschung auch daher von Interesse, da die dazu hergestellten Öle mit dafür verantwortlich waren, dass uns bis heute ägyptische Mumien erhalten sind.
Wenn die Beobachtung von Duftölen und Konservierung bereits von ägyptischen Priester getätigt wurde, könnte sie erklären, weshalb die Ägypter Düfte mit dem Lebendigen assoziierten: Duft als Symbol und Beweis des Lebens. Verkörpert wird die Verbindung von Totenkult, Mystik und Parfümeurehandwerk durch den Gott Schesemu. Er galt als Schutzherr der Weinbauern und Schlachter, war aber auch für die Herstellung von Parfümen verantwortlich. Er überwachte als Entität die Zubereitung der heiligen Öle und die Einbalsamierung. Seine Führsorge für die Verstorbenen setzte er, laut manchen Überlieferungen, auch nach dem Tod fort, während in der irdischen Welt nur ein duftender Hauch aus dem Jenseitigen herüberwehte
Für mehr Informationen: Faure, Paul: Magie der Düfte. Eine Kulturgeschichte der Wohlgerüche von den Pharaonen zu den Römern, Paris 1987.